Beitrag
von Andre Luty » 13 Nov 2017 22:44
Hallo,
bei mir als publizierender MeerwasserAqiuarianer löst dieser Bericht einige Sorgen aus. Warum? Weil man da hätte mehr recherchieren sollen.
Wir hatten mit solchen Giftfischen vor allem in den 1990-er Jahren zu tun. Weil damals die Aquarianer das Problem erkannt haben, war z.B. der Aquarienfischfang auf den Philippinen stark zurückgegangen, weil einfach nicht mehr von dort (zumindest nach Deutschland) importiert wurde. Die Fische starben nach ca. 4 Wochen im Becken und der Cyanid-Nachweis (Leberschäden) war fast nicht möglich. Vielen tat dann das Geld leid - warum einen Fisch kaufen, der nur 4 Wochen lebt. Also wurde von den Philippinen nicht mehr importiert. Da haben auch die Zoohändler und Importeure drauf geachtet. Das hat sich dann geändert. Teilweise wurden gute Exportstationen und Fischer in sinnvolleren Fangmethoden trainiert. Leider sind einige sinnvolle Projekte nicht weiter gefördet worden oder aus Desinteresse eingeschlafen. Ich will auch nicht behaupten, dass Cyanid nicht mehr eingesetzt wird - es geht halt schnell so Fische zu fangen. Leider werden aber auch viele Fische für Restaurants mit Cyanid betäubt und die Cyanidwolke tötet dann alle Fische. Die wirklich guten Großhändler haben heute ihre eigenen oder fest gebundenen Fangstationen, die die Fische per Hand fangen lassen. Dort hat man kaum noch Verluste beim Import und in der Eingewöhnung. Die fangstationen kennen meist ihre Fischfänger. In den letzten 20 Jahren habe ich keinen Fischverlust gehabt, der auf Cyanid zurückzuführen war und ich schaue mir jede Leber an, wenn ein Fisch stirbt (auch bei Importen befreundeter Zoohändler).
Was mich immer ärgert, wenn das Thema wieder hochkocht, weil im Fernsehen alte Berichte darüber laufen. Man hat ja nix anderes zu tun als Panik zu verbreiten. Recherchieren ist heute nicht mehr angesagt und aktuelle Berichte sind zu teuer.
In Bali sterben heute z.B. mehr gefangene Aquarienfische am schlechten Wasser als am Cyanid. In den 2000-er Jahren kam dann noch das Problem der Antibiotikabehandlung bei den Importfischen dazu - da sind Flossenschwund und HLLE-Erkrankungen ausgelöst worden. Auch das ist in der modernen Meeresaquarisatik heute fast kein Massen-Thema mehr.
Was wichtig ist zu wissen. Wenn es die MeerwasserAquaristik nicht gebe, würden die Fänger die gefangenen Fische auch nur aufessen. Mit dem Geld für die Fänge können sie aber ihre Familie besser ernähren. Ich würde sofort zustimmen, wenn eine Wildfangsteuer eingeführt würde und die Wildtiere teurer gehandelt würden, wenn das Geld auch wirklich bei den Fängern ankommen würde. Der Nebeneffekt wäre , dass die Anteile an Aquarienern, welche Tiere als Schmuckstücke "verheizen" weil sie sich nicht über die Bedürfnisse informieren, dann vieleicht eher mal darüber nachdenken. Wenn das Geld aber im Staatshaushalt versickert, sind auch solche Ideen sinnlos.
Leider müssen da noch viel mehr Gespräche geführt werden, aber im Moment ist das sehr schwierig, da einige engagierte MeerwasserAquarianer keine Lust mehr dazu haben (sie sind frustriert und hören teilweise auch auf). In Deutschland ist dazu noch der "MeerwasserAquarianer" als Fachzeitschrift eingestellt worden, was die Aufklärung der Aquarianer weiter erschwert.
Mal sehen wie es weitergeht.
beste Grüße
Andre´